ZUFLUCHT BIETEN _ein Artikel des DK Ingolstadt

Frauenhaus Ingolstadt soll von 12 auf 15 Plätze erweitert werden - künftig auch in Wohnungen

Gewalt kann jede Frau treffen. Unabhängig von Alter oder sozialem und kulturellem Hintergrund.

 

 

Ausnahmsweise kommt einmal eine gute Nachricht zum internationalen Tag gegen Gewalt an Frauen an diesem Dienstag: Nach Auskunft von Bürgermeisterin Petra Kleine (Grüne) kann das Frauenhaus in Ingolstadt künftig noch mehr Hilfesuchende aufnehmen. Statt der bisher 12 sollen künftig 15 Plätze zur Verfügung stehen - auch für Frauen mit vielen Kindern. Dies ist möglich, weil die finanzielle Förderung in Bayern ausgeweitet wird. Der Sozialausschuss stimmte der Erhöhung der Platzzahl ab Januar 2021 zu.

Die Finanzierung des Frauenhauses erfolgt neben den Unterkunftsgebühren und einem Zuschuss des Freistaats Bayern (2019 in Höhe von 60500 Euro) hauptsächlich durch Zuschüsse der Landkreise Eichstätt und Pfaffenhofen sowie der Stadt Ingolstadt. Dieser städtische Anteil betrug im Jahr 2019 rund 91233 Euro bei 1567 Belegtagen von Frauen aus dem Stadtgebiet. Auf den Caritasverband als Träger der Einrichtung entfällt ein Eigenanteil von zehn Prozent. 

Das Bayerische Staatsministerium für Familie, Arbeit und Soziales hat nun neue Richtlinien zur Platzzahl und zur Förderung von Frauenhäusern in Bayern erlassen: So wurden bisher als Berechnungsgrundlage nur Frauen im Alter von 18 bis 60 Jahren herangezogen, nun im Alter bis 80 Jahren. Dadurch erhöht sich die Zahl der für die Stadt Ingolstadt und die Landkreise Eichstätt und Pfaffenhofen vorzuhaltenden Plätze von 12 auf gerundet 15. 

Wie aus dem Tätigkeitsbericht des Frauenhauses hervorgeht, mussten 2019 insgesamt 30 Frauen wegen Überbelegung abgewiesen werden. Weitere zehn Frauen konnten aufgrund älterer Söhne und zwölf Frauen wegen zu vieler Kinder nicht aufgenommen werden. "Das zeigt, dass der Ausbau der Einrichtung bedarfsgerecht ist", sagt Bürgermeisterin Kleine. 

Da eine bauliche Erweiterung des bestehenden Gebäudes nicht möglich ist, sollen zwei in unmittelbarer Nähe des Frauenhauses liegende Wohnungen angemietet werden, die dem Caritasverband bereits von der Gemeinnützigen Wohnungsbaugesellschaft in Aussicht gestellt worden sind. Sie werden sicherheitstechnisch ausgestattet und vom Frauenhaus aus betreut. 

Diese Wohnungen bieten dann auch die Möglichkeit, Frauen mit vielen Kindern oder älteren Söhnen aufzunehmen. Die entstehenden Mehrkosten für Mieten werden für drei Jahre zu 90 Prozent vom Freistaat übernommen. 

Neben der Richtlinie zu den Platzzahlen wurde gleichzeitig auch die Förderung der Frauenhäuser in Bayern an sich neu geregelt, um die Betreuungsqualität zu verbessern. Dazu wird künftig mehr Personal bezuschusst. Der Staatszuschuss würde sich dadurch, bei ganzjähriger Besetzung der Stellen, auf 196200 Euro erhöhen. Dadurch sinkt wiederum der Anteil der Stadt für den Berieb des Frauenhauses (bei circa 60 Prozent Belegung durch Ingolstädterinnen) auf rund 26000 Euro. 

In Gespräch mit dem DK zeigte sich Bürgermeisterin Kleine erfreut, wie zügig die Erweiterung des Frauenhauses auf den Weg gebracht werden konnte und wie gut die Zusammenarbeit mit den Landkreisen funktioniert hat. Die Caritas wird die entsprechenden Anträge im Dezember stellen. 

Im vergangenen Jahr sind insgesamt fünfzig Frauen mit fünfzig Kindern ins Frauenhaus Ingolstadt geflüchtet, teilt Leiterin Andrea Schlicht mit. "Frauen, die zu uns kommen, haben zu Hause oft über viele Jahre Gewalt erlebt. Schläge, Vergewaltigungen, Morddrohungen, soziale Isolation gehörten zu ihrem Lebensalltag. Kinder und Jugendliche erleben diese Situation mit oder erfahren selbst Gewalt. Psychisch und physisch erschöpft, oft traumatisiert und aus ihrer vertrauten Umgebung gerissen, kommen diese Frauen und Kinder zu uns ins Frauenhaus. " Sowohl im Frauenhaus als auch in der Interventionsstelle machten die Beraterinnen die Erfahrung, dass es während des Corona-Lockdowns im Frühjahr weniger Kontaktaufnahmen gab als sonst. "Dies lag vermutlich daran, dass die Männer durch ihre erhöhte Anwesenheit im Haus ihre Partnerinnen noch besser kontrollierten. Telefonisch konnten die Frauen dort dann noch schwerer Kontakt aufnehmen, auch mit Hilfestellen", meint Andrea Schlicht. 

aus: Donaukurier vom 23.11.2020




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