Am Samstag den 19.03.2016 versammeln sich Frauen in Ingolstadt und setzen mit ihrer roten Handtasche ein Zeichen gegen Entgeltunterschiede.
Flashmob am Samstag den 19.03.2016 in der Innenstadt von Ingolstadt vor dem Kaufhaus Xaver Mayer
Die Tatsache, dass der „Equal Pay Day“ am kommenden Freitag bundesweit v.a. Frauen zu öffentlichwirksamen Aktionen motiviert, ist kein Zufall. Rein rechnerisch müssen Frauen ab Jahresanfang bis genau zu diesem Samstag arbeiten, um wenigstens auf das durchschnittliche Jahresgehalt männlicher Beschäftigter zu kommen.
„Laut bundesweiter Statistik hinken Frauen mit ihren Stundenlöhnen den männlichen Kollegen um 21 Prozent hinterher. Selbst im gleichen Job, bei gleicher Qualifikation haben Frauen oft das Nachsehen. Frauen gehören nicht nur zu den Geringverdienern; sie werden auch in Spitzenpositionen schlechter bezahlt,“ erklären Gleichstellungsbeauftragte.
Geschichte des Equal Pay Day
BPW Germany e.V. und der Equal Pay Day
2008 wurde der Equal Pay Day, der internationale Aktionstag für die Entgeltgleichheit zwischen Männern und Frauen, auf Initiative der Business and Professional Women (BPW) Germany erstmals in Deutschland durchgeführt. Entstanden ist der „Tag für gleiche Bezahlung“ in den USA. Initiatorinnen waren die amerikanischen Business and Professional Women (BPW/USA), die 1988 die „Red Purse Campaign“ ins Leben riefen, um auf die bestehende Lohnkluft hinzuweisen.
Diesen Gedanken griff der BPW Germany auf und startete die Initiative "Rote Tasche" - die den Grundstein für die bundesweite Einführung des Equal Pay Day legte. Die roten Taschen stehen für die roten Zahlen in den Geldbörsen der Frauen.
2009 formierte sich auf Initiative des BPW Germany ein nationales Aktionsbündnis bestehend aus der Bundesarbeitsgemeinschaft der kommunalen Frauenbüros und Gleichstellungsstellen (BAG), der Bundesvereinigung der Deutschen Arbeitgeberverbände (BDA), dem Deutschen Frauenrat (DF) und dem Verband deutscher Unternehmerinnen (VdU). Das Bündnis konnte bereits im ersten Jahr bundesweit rund 60.000 Bürgerinnen und Bürger mobilisieren und verzeichnete rund 180 Aktionen. 2010 gab es bereits 259 Aktionen in 173 Städten und Gemeinden mit mindestens 70.000 Aktivisten. Im Jahr 2011 zählten wir ca. 90.000 Aktive, die sich an rund 370 Veranstaltungen in 250 Städten und Gemeinden beteiligten.
Hintergrund und Ziele
Der Equal Pay Day markiert symbolisch die geschlechtsspezifische Lohnlücke zwischen Männern und Frauen, die in Deutschland laut Statistischem Bundesamt seit Jahren rund 22 Prozent beträgt. Umgerechnet ergeben sich daraus 79 Tage, die Frauen zum Jahresanfang umsonst arbeiten müssen: 21,6 Prozent von 365 Tagen = 79 Tage. Der nächste Equal Pay Day findet am 19. März 2016 statt. Die Bundesrepublik bildet damit eines der Schlusslichter in der Europäischen Union, in der Frauen nach jüngsten Statistiken im Durchschnitt 17 Prozent weniger verdienen als ihre männlichen Kollegen.
Die Ursachen der Lohnlücke sind vielfältig. Im Wesentlichen sind es drei Punkte, die sich in vielen Studien als besonders prägend herausstellen:
• Frauen fehlen in bestimmten Berufen, Branchen und auf den höheren Stufen der Karriereleiter: Diese fortbestehende horizontale und vertikale Segregation des Arbeitsmarktes hat unmittelbare Auswirkungen auf die statistisch messbare Lohnlücke.
• Frauen unterbrechen oder reduzieren ihre Erwerbstätigkeit häufiger und länger familienbedingt als Männer. Die typisch weiblichen Biografiemuster mit ihren geschlechtsspezifischen Übergangs- und (Wieder-) Einstiegshemmnissen sind geprägt von lange nachwirkenden Einbußen bei der Lohn- und Einkommensentwicklung im Lebenslauf.
• Individuelle und kollektive Lohnverhandlungen sind gekennzeichnet von Asymmetrien und Interessenskonstellationen, die der Durchsetzung gleicher Löhne für gleichwertige Arbeit von Frauen und Männern und dem Abbau der Entgeltlücke keine günstigen Voraussetzungen schaffen. Die Überwindung der traditionell schlechteren Bewertung und der prekären Ausgestaltung von Tätigkeiten und Berufen, die als Frauenberufe gelten oder die überwiegend von Frauen ausgeübt werden, konnte unter diesen Umständen bislang nicht nachhaltig gelingen.
Ziel ist es daher, mit dem Equal Pay Day die Debatte über die Gründe der Entgeltunterschiede zwischen Männern und Frauen in Deutschland in die Öffentlichkeit zu tragen, ein Bewusstsein für die Problematik zu schaffen, zu sensibilisieren und Entscheider zu mobilisieren, damit sich die Lohnschere schließt.