GENIALES KUNSTPROJEKT "SOLANGE.." MIT TIROLER KUNSTPREIS GEEHRT

Die Tiroler Künstlerin Katharina Cibulka bestickt Baustellen-Schutzplanen mit klugen Texten zum Thema Feminismus und Gleichberechtigung und wird mit dem Preis 2021 für Zeitgenössische Kunst des Landes Tirol ausgezeichnet.

 

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http://www.katharina-cibulka.com/solange.html

Wir zitieren aus der Webseite der Künstlerin:

PROJEKT ÜBER DEN MYTHOS DER ERREICHTEN GLEICHBERECHTIGUNG

Im Projekt SOLANGE werden auf Baustellen Staubschutzplanen angebracht, die sich von anderen maßgeblich unterscheiden. Die großflächigen Textilien werden genutzt, um Slogans einzusticken, die die anhaltende Notwendigkeit feministischer Forderungen verdeutlichen. Durch die Methode des Bestickens der Baunetze wird eine Männerdomäne buchstäblich durchdrungen und neu besetzt. Radikal und gleichzeitig subtil werden inhaltlich relevante gesellschaftliche Aussagen transportiert.

„Wie lange müssen wir uns noch für Feminismus einsetzen? Haben wir den Gipfel der Emanzipation bereits erreicht? Wie lange bist du Feminist_in?“, fragte ich im Vorfeld der Aktion Menschen aus meinem Umfeld.

Die so generierten Sätze, die die Themenfelder Vereinbarkeit Beruf und Familie, sexuelle Belästigung, Gehaltsschere, Macht und Diskriminierung sowie Respekt zum Inhalt haben, werden von jetzt an bis zum Winter dieses Jahres an verschiedenen Baustellen sichtbar sein.

Die ausgewählten Sätze betreffen die Situation der Frauen in Österreich/Europa. Inspiration war ein Zitat der britischen Künstlerin Tracey Emin auf die Frage, ob das krampfhafte Festhalten der Frauen am Feminismus verzopft sei: „Solange irgendwo auf der Welt eine Frau verbrannt wird, weil sie einen Mann angelächelt hat, solange einer Lehrerin die Hand abgehackt wird, weil sie jungen Mädchen das Schreiben und Lesen beigebracht hat, bin ich Feministin.“

(Zitat aus Nachrichtenmagazin Profil, 2015)

In Zusammenarbeit mit Birgit Schmoltner (Presse), Vivian Simbürger (Stickerei) und Tina Themel (Text); Margarethe Clausen (Text editing English), Lydia Krenz (Instagram)

Credits: Felix Richter, Matthias Prachensky, Claudia Rohrauer (@ Akademie der Bildenden Künste Wien)

Instagram: @solange_theproject

 

aus Tiroler Tageszeitung vom 01.06.2021:

Innsbruck – Der Preis für zeitgenössische Kunst, vergeben seit 1996 vom Land Tirol, geht 2021 an die Innsbrucker Künstlerin Katharina Cibulka. Der mit 5500 Euro dotierte Hauptpreis wird ihr im Herbst offiziell übergeben. Die diesjährigen Förderpreise (dotiert mit jeweils 2550 Euro) gehen an Margarethe Drexel, Annelies Senfter und Bernhard Hetzenauer. Mit der Preisvergabe unterstütze das Land Tirol „die Werdegänge von Kunstschaffenden und fördere damit auch den kritischen Diskurs“, so Kulturlandesrätin Beate Palfrader (ÖVP) anlässlich der gestrigen Preisbekanntgabe.

Katharina Cibulka, die ihr Studium u. a. bei Carola Dertnig in Wien absolviert hat, lebt und arbeitet heute vornehmlich in Tirol. Am liebsten im öffentlichen Raum: Ihre Interventionsreihe „Solange“, in Baustellen-Staubschutznetze geknüpfte, kritisch-feministische Botschaften, hingen schon am Innsbrucker Dom, in Rabat oder Ljubliana. (TT)

Kopf des Tages: Fragenstellerin im öffentlichen Raum

Ihre Kunst erscheine „als schöner Finger, der sich immer wieder auf Wunden legt, damit wir uns deren Ursachen endlich annehmen“, heißt in der Jurybegründung zum heurigen Hauptpreis für zeitgenössische Kunst des Landes Tirols. Vergeben wird dieser 2021 an die Innsbrucker Künstlerin Katharina Cibulka. Dass sie mit ihrem Œuvre eine konsequent feministische, politische Agenda verfolgt und ihre Werke auch unangenehme Fragen stellen, zeigt Cibulka aktuell: An der Medizinischen Universität prangt seit April ein pinker Schriftzug, in dem die fehlende Diversität in der Medizin formschön angeklagt wird.

Es ist bereits das 16. handbestickte Baustellen-Staubschutznetz, das aus Cibulkas Reihe „Solange“ hervorgeht. Initiiert hat sie das „Projekt über den Mythos der erreichten Gleichberechtigung“ schon 2016. Bereits vorher hatte sie den öffentlichen Raum als idealen Arbeitsraum entdeckt, Installationen wie ihr „Dürer Blick“ im Waltherpark, ein begehbarer Bilderrahmen, gehören längst zum heimischen Stadtbild.

Zur Kunst gekommen ist Cibulka eigentlich über den Film. Als Kamera- und Regieassistentin arbeitete sie im ORF u. a. bei Elizabeth T. Spiras „Alltagsgeschichte“ mit. Mit 29 dann der Start des Kunst­studiums in Wien, das sie bei der Tirolerin Carola Dertnig abschließt. Zurück in Innsbruck ist Cibulka auch im Vorsitz der Tiroler Künstler:innenschaft aktiv.

Aktuell ist die „Solange“-Reihe das zentrale „work in progress“ der Künstlerin. Seit gestern ist ihr erstes neuproduziertes Netz in Südtirol (an der Festung Franzensfeste) zu sehen. Ein weiteres folgt am Turm der Stadtpfarrkirche in Klagenfurt – eine durchaus mutige Botschaft, verrät Cibulka, die dieses Mal sogar direkt von der Kirche komme. „Solange Gott einen Bart hat, bin ich Feminist“, stand 2018 am Innsbrucker Dom in 91 Zentimeter großen Lettern. Welche Botschaft Klagenfurt sendet, wird morgen enthüllt. (bunt)

(Siehe Bilddatei unten)



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